Biß-, Schnitt- und Stichverletzungen
Hier kommt es meistens sofort zu unterschiedlich starken
Blutungen aus der Wunde. Insbesondere bei Bißverletzungen
sollte nicht versucht werden, sofort die Blutung zu stillen, da sie
zur Wundreinigung beiträgt. Die weitere Wundversorgung ist
Aufgabe des Arztes. Zuvor sollte aber auch hier
Gerinnungskonzentrat gegeben werden.
Akute Vergiftungen
Die Häufigkeit von Vergiftungen im Kindesalter hat in den
letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Im Vordergrund stehen
Haushaltschemikalien und Arzneimittel. Am meisten sind Kleinkinder
mit ihrem Drang, alles in den Mund zu nehmen, gefährdet. Jede
Vergiftung, auch wenn sie am Anfang noch harmlos erscheint, kann
rasch lebensbedrohend werden. Deshalb ist unverzüglich der
Arzt zu informieren. Das Auslösen von Erbrechen sollte nur
dann erfolgen, wenn das volle Bewußtsein erhalten ist und
geklärt werden kann, daß die aufgenommene Substanz weder
ätzend ist (Säure und Lauge) noch schäumt
(Haushaltsreiniger). Auch das Erbrechen von leicht flüchtigen
Stoffen (Lösungsmittel) kann gefährlich sein, wenn
während des Erbrechens diese Flüssigkeit versehentlich in
die Lunge gelangt.
Zusammenfassung
Um im Notfall schnell handeln zu können, hat es sich als
sinnvoll erwiesen, mit einigen Maßnahmen Vorsorge zu treffen.
Hierzu gehört Klarheit über Notfall-Telefonnummern,
Notarztdienste sowie Erreichbarkeit von Polizei und Feuerwehr.
Natürlich gehört auch die Rufnummer der
Hämophilie-Ambulanz dazu. Diese wichtigen Nummern sollten
immer gut sichtbar am Telefon liegen, bzw. als erstes in die
Nummernspeicher eingegeben werden. Für Kinder, die so alt
sind, daß sie selber telefonieren können, ist es
wichtig, daß auch sie wissen, wie sie im Notfall Hilfe holen
können. Nicht nur im Auto, sondern auch im Haushalt hat sich
ein Erste-Hilfe-Kasten schon häufig bewährt. Er sollte
insbesondere Verbandmaterial, Schere, Pinzette, Desinfektionsmittel
und Dreiecktücher enthalten. Während des bei leichten
Verletzungen ausreicht, die Hämophilie-Ambulanz nach der
Ersten Hilfe zu verständigen, ist bei schweren Unfällen
sowohl der Notarzt als auch der Hämophilie-Behandler zu
verständigen. Für den weiteren Behandlungsverlauf ist es
entscheidend, daß beide Kollegen miteinander in Kontakt
treten. Insbesondere muß entschieden werden, ob der Verletzte
transportfähig ist, wo sinnvollerweise die Erstversorgung
durchgeführt wird und ob später eine Verlegung in das
nächstgelegene Hämophilie-Zentrum sinnvoll und
möglich ist.
Denken Sie in Notfällen immer daran, Gerinnungskonzentrat
in ausreichender Menge mit sich zu führen, um die
Substitutionen in den ersten Stunden bzw. Tagen
sicherzustellen.
Bei schweren sichtbaren Verletzungen sowie bereits beim Verdacht
innerer Verletzungen ist unverzüglich mit der Substitution zu
beginnen. Dabei ist es unproblematisch, wenn versehentlich zu hohe
Dosierungen gewählt wurden oder sich später die Blutung
als harmlos herausstellt.
Erste-Hilfe-Kenntnisse sind nicht nur nützlich, um die
Fahrprüfung zu bestehen, sondern sie vermitteln auch u.U.
lebensrettendes Wissen zur Erstbehandlung bei Unfällen in
Haushalt und Familie. Insbesondere sollte man sich immer wieder in
Erinnerung führen, wie eine stabile Seitenlage aussieht, wann
sie anzuwenden ist sowie die Techniken von Beatmung und
Herzdruckmassage zu rekapitulieren.
Sollten die Kinder längere Zeit von zu Hause weg sein,
sollte man Möglichkeit immer wissen, wo sie sich aufhalten.
Ist ein längerer Besuch bei Verwandten oder Bekannten geplant,
sollten diese unbedingt über die Art und Behandlung der
vorliegenden Gerinnungsstörung informiert sein und
Faktorenkonzentrate ausreichend mitgegeben werden. Des weiteren
sollten sie wissen, wie sie die Hämophilie-Ambulanz und
natürlich auch die Eltern in der Zeit der Abwesenheit
erreichen können.
Bezüglich der Erreichbarkeit der Hämophilie-Ambulanz
ist es wichtig, nicht nur das Telefonkärtchen
auszuhändigen, sondern auch die Funktion der einzelnen Nummern
tags und nachts sowie an den Feiertagen zu erläutern. Zur
Erinnerung seien die Nummern z.B. der Hämophilie-Ambulanz Bonn
hier noch einmal aufgeführt:
tagsüber erreichen Sie die Hämophilie-Ambulanz
über das Sekretariat unter folgenden drei Nummern:
0228 / 287 5188
0228 / 287 6716
0228 / 287 6935
abends, nachts, an Wochenenden und Feiertagen ist die
Telefonzentrale der Universität Bonn erreichbar unter der
Nummer: 0228 / 287 - 0. Diese vermittelt die Gespräche weiter
bzw. teilt mit, wie der Dienstarzt erreichbar ist.
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